Über Siliciumchalkogenide. VI. Zur Kenntnis der faserigen Siliciumdioxyd‑Modifikation
Abstract
Es gelang, eine neue Siliciumdioxyd‑Modifikation nach dem Reaktionsschema: equation image zwischen 1200° und 1400° C darzustellen. Dieses aus langen, dünnen Fasern bestehende SiO2 kristallisiert orthorhombisch mit a = 4,72 Å, b = 5,16 Å, c = 8,36 Å in der Raumgruppe D I cma. Die Si‑Atome besetzen die Punktlage 4 (a), die O‑Atome die Punktlage 8(j) mit x = 0,209 ± 0,005 und z = 0,110 ± 0,005. Die Struktur ist isotyp mit SiS2 und SiSe2.Das faserige SiO2 geht mit Wasserdampfspuren in amorphe Kieselsäure über. Unter Wasser bildet sich Metakieselsäure (H2SiO3)n, die durch Titration mit Lauge identifiziert wurde. Die Metakieselsäure reagiert mit Ag‑Ionen unter Bildung des orangegelben Silbermetasilikates. Sie kondensiert sich bereits bei Zimmertemperatur rasch zu räumlich vernetzten, amorphen Kieselsäurepräparaten.Die Dichte dieser SiO2‑Modifikation beträgt 1,96–1,98. Ihr Schmelzpunkt liegt bei etwa 1420° C. Beim längeren Erhitzen auf 1390° C bildet sich aus dem faserigen SiO2 Cristobalit. Zwischen 200° und 800° C entsteht im Laufe mehrerer Tage Tridymit. Bei allen diesen Umwandlungen bleibt der faserige Habitus erhalten.Ein genetischer Zusammenhang zwischen der faserigen SiO2‑Modifikation und dem faserigen Cristoblitchalcedon scheint möglich.
- Publication:
-
Zeitschrift für anorganische und allgemeine Chemie
- Pub Date:
- May 1954
- DOI:
- Bibcode:
- 1954ZAACh.276...95W